

Seit April 2017 gibt es im Städtischen Klinikum Görlitz das Projekt der Familiengesundheitspaten. Es wird vom Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz gefördert. Die Paten reichen Familien mit Kindern bis zu drei Jahren die Hand, sind Ansprechpartner für alle Sorgen, Nöte und Unsicherheiten, die die Geburt eines neuen Erdenbürgers mit sich bringen kann. Im November 2017 wurden an 16 Paten die Zertifikate „Familiengesundheitspaten“ überreicht und es haben sich erste Familien gemeldet.
Wir haben mit einer Familie gesprochen und einmal nachgefragt.
Frau Hebold, Sie sind im Oktober 2017 Mama geworden. Herzlichen Glückwunsch, hierzu noch einmal.
Man sagt ja immer „Mit einem Kind verändert sich Alles“. Können Sie diese Aussage bestätigen und wenn ja, was ändert sich besonders, welche Herausforderungen kommen auf Familien in den ersten Tagen zu?
Frau Hebold: Wir haben uns während der Schwangerschaft viele Gedanken gemacht. Da kommt ein neues Lebewesen auf die Welt, möchte versorgt werden, kann auch mal krank werden… Wie sollen wir das alles im Alltag schaffen? Aber, es ist dann letztendlich nicht so schlimm, wie man sich das vielleicht vorher ausmalt. Wir haben das Glück, dass Laura ein sehr pflegeleichtes Kind ist, doch es sind die grundlegenden Sachen, die sich ändern: Der Tagesablauf ist strukturierter, man achtet auf andere Sachen, hat auf einmal viel mehr Verantwortung. Der Fokus hat sich verschoben. Ein Kind bereichert das Leben und die Aufgaben, die auf einen zukommen, können wir mit einem guten Bauchgefühl und dem viel besagten Elterninstinkt gut meistern.
Sie nehmen seit Januar 2018 an dem Projekt der Familiengesundheitspaten teil. Wie haben Sie von dem Projekt erfahren?
Frau Hebold: Mein Mann hat einen Beitrag über die Familiengesundheitspaten im Radio gehört und ich habe im Dezember mit einer Bekannten darüber gesprochen.
Nachdem Ihr Interesse geweckt war – wie haben Sie Kontakt aufgenommen? Und wie haben Sie dies empfunden?
Frau Hebold: Ich habe mich per Mail bei der Koordinatorin des Projektes gemeldet. Es ging schnell, einfach und vor allem ohne Bürokratie. Nach meiner Mail kam zeitnah ein Rückruf. Kurz darauf fand schon ein erstes Gespräch mit der Koordinatorin statt.
Was wurde bei dem ersten Zusammentreffen mit der Koordinatorin alles besprochen?
Frau Hebold: Mir wurde das Projekt ausführlich erklärt und ich konnte meine Fragen loswerden. Wichtig war mir auch, wie dann die Kontaktaufnahme mit den Paten verläuft und in welchen Rhythmus die Treffen stattfinden oder ob es überhaupt einen Rhythmus gibt. Ich fand es beruhigend, dass alle Paten eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben und sich an den Datenschutz halten müssen, da es ja schon um ein Vertrauensverhältnis geht.
Was war der ausschlaggebende Grund dafür, sich für eine Teilnahme an dem Projekt zu entscheiden?
Frau Hebold: Hierfür waren für uns als Familie 2 Sachen ausschlaggebend. Erstens die weiterführende Betreuung durch die Paten. Die Hebamme ist nach dem Wochenbett nicht mehr da. Dass man durch das Projekt einen allgemeinen Rat zu Erziehungs-, Entwicklungs- und Gesundheitsfragen bekommt, hat uns sehr angesprochen. Man weiß einfach, dass man immer einen Ansprechpartner hat, der einen unabhängigen Rat geben kann. Der zweite Punkt war, dass dieser Rat ein qualifizierter Rat ist. Die Paten haben eine Schulung durchlaufen und somit gibt es uns Sicherheit, dass wir uns auf das Gesagte verlassen können.
Wie haben Sie letztendlich Ihre Patin gefunden?
Frau Hebold: Es kam ein Vorschlag von der Koordinatorin, welche Patin gut zu unserer Familie und unseren Bedürfnissen passen könnte. Danach kam es zu einem Kennenlerngespräch zwischen uns und der Patin. Die Chemie hat gestimmt und seitdem sind wir mit unseren Sorgen und Fragen nicht mehr allein.
Verraten Sie uns etwas mehr – wie können wir uns so ein Treffen mit Ihnen, Ihrem Kind und Ihrer Patin vorstellen?
Frau Hebold: Die Terminabsprachen laufen ganz unkompliziert per WhatsApp. Wir treffen uns meistens vor der nächsten U-Untersuchung. Die Treffen sind immer sehr entspannt, manchmal auch mit Kaffee und Kuchen. Wir erhalten Informationen zur nächsten Entwicklungsstufe, es gibt immer interessantes Material mit in die Hand und ganz toll finden wir die Tipps, die wir bekommen, um zum Beispiel den nächsten Entwicklungsschritt zu unterstützen. Auf jeden Fall sind die Treffen immer zwanglos und informativ. Wenn ich einmal zwischendurch eine Frage habe, dann klären wir dies auch mal per Mail oder Telefon.
Frau Alhelm, Sie sind seit Oktober 2017 Familiengesundheitspatin und betreuen nun die Familie Hebold. Warum haben Sie sich für diese ehrenamtliche Tätigkeit entschieden, was macht das Projekt der Familiengesundheitspaten für Sie aus?
Frau Alhelm: Ich finde es sehr schön und bereichernd, jungen Familien zur Seite zu stehen, Ratgeber und Ansprechpartner zu sein. Das tolle an dem Projekt ist der Präventionsgedanke. Es wird eigentlich kaum über „Probleme“ gesprochen. Wir versuchen den Eltern Sicherheit zu geben und vorher schon so da zu sein, dass sich Probleme gar nicht erst aufbauen.
Was sind Ihre Hauptaufgaben, wenn Sie sich mit der Familie treffen?
Frau Alhelm: Bei einem Treffen, bin ich zunächst Zuhörerin. Es gibt immer viel zu erzählen, was in den letzten Wochen alles erlebt wurde und welche Fragen sich daraus ergeben haben. Danach folgt eine Art „Beratung“. Ich gehe auf Fragen ein, weise auf die nächste U-Untersuchung hin und versuche den Eltern Tipps zu geben. Diese können ganz unterschiedlich sein. Es sind entweder Spielideen oder auch einfach mal Veranstaltungstipps für Familien, welche in den kommenden Tagen anliegen. Natürlich wird dann auch über die kommenden Wochen gesprochen: was kommt auf die Eltern zu, welche Entwicklungsstufe folgt, steht der erste Zahnarztbesuch an etc.
Frau Hebold, würden Sie sich noch andere Bereiche wünschen, bei denen die Familiengesundheitspaten Ihnen unterstützend zur Seite stehen? Wenn ja welche?
Frau Hebold: Nein, für uns ist das Projekt sehr umfassend und komplett. Es beinhaltet den medizinischen und pädagogischen Bereich und mit der Patin dies auch noch auf einer angenehmen persönlichen Ebene.
Frau Alhelm, mit dem Amt einer Familiengesundheitspatin liegt somit auch viel Verantwortung bei Ihnen. Alle Paten haben deshalb auch eine 10- wöchige Ausbildung durchlaufen. Was ist Ihnen da besonders in Erinnerung geblieben, was fanden Sie besonders hilfreich für Ihre bevorstehenden Aufgaben als Patin?
Frau Alhelm: Ich finde es wichtig, dass es diese Ausbildung vorher gibt und sie war auch sehr umfassend. In Erinnerung ist mir vor allem die Veranstaltung „Wie finde ich mich in dem Angebotsdschungel zurecht“ geblieben. Diese nutze ich auch sehr viel während meiner Tätigkeit als Familiengesundheitspatin. Ich kann der Familie Anlaufstellen, Veranstaltungen, Vereine etc. vorschlagen und ans Herz legen – immer passend zu der derzeitigen Situation der Familie. Toll ist auch, dass wir immer weiterführend „geschult“ werden. Demnächst durchlaufen alle Paten zum Beispiel einen Erste Hilfe Kurs am Kind bei dem DRK.
Frau Alhelm, wie Sie eben erwähnt haben, wird das Projekt durch eine Koordinatorin gelenkt, geführt und organisiert. Ist es für Sie wichtig und sinnvoll diese Koordination zu haben, oder würde es auch „ohne“ funktionieren?
Frau Alhelm: Sie ist meiner Meinung nach sehr wichtig für das Projekt und nicht wegzudenken. Sie übernimmt Aufgaben, welche für die ehrenamtliche Tätigkeit zu umfangreich wären, oder Kompetenzen überschreiten würde. Auch die ganze Organisation drum herum – ohne Koordination wäre es ein Vollzeitjob und keine ehrenamtliche Tätigkeit mehr. Natürlich gibt sie uns ehrenamtlichen auch Struktur und wir fühlen uns gut aufgehoben und wahrgenommen.
Frau Hebold, letzte Frage an Sie. Das Projekt der Familiengesundheitspaten ist auf der Suche nach weiteren Familien. Was würden sie Familien sagen und mit auf den Weg geben, die auch Interesse an dem Projekt haben?
Frau Hebold: Hierzu kann ich nur sagen: „ Anrufen und Los!“ Man braucht keine Scheu zu haben. Das Projekt hat keine Vertragsbindung, ist für Familien kostenfrei, somit kann man auch erst einmal schauen, ob es zu einem passt. Wir haben es nicht bereut, finden das Projekt toll und es ist auch bemerkenswert, dass die ehrenamtlichen Paten ihr Herzblut und Ihre Zeit für andere Familien geben.
Ich danke Ihnen beiden für das Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und weiterhin viele neue Erfahrungen und Erlebnisse innerhalb des Projektes der Familiengesundheitspaten.
Wenn Sie sich angesprochen fühlen und als Familie an dem Projekt teilnehmen möchten, um einen Paten für begleitende Hilfe für die gesundheitlich- soziale Entwicklung Ihres Kindes in den ersten drei Lebensjahren an Ihrer Seite zu haben, dann melden Sie sich bei der Koordinatorin Cindy Schilha:
Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH
Koordinatorin Cindy Schilha
Tel: 03581 373459
Email: schilha.cindy@klinilum–goerlitz.de