
Neusalza/Spremberg. Mai 2014. Mila hatte noch elf Wochen Zeit! Elf Wochen, damit ihre Lunge reifen konnte, ihr Herz kräftiger wird, sie an Gewicht zunimmt und sich die anderen Organfunktionen ausbilden. Doch Mila hatte es eilig. Für Mama Annett Mitschke und ihre Familie war es ein Albtraum, als in der 29. SSW die Fruchtblase platzte. „Die Schwangerschaft war schon die ganze Zeit über schwierig und auch wenn wir damit rechnen mussten, dass Mila zu früh kommt, hofften wir natürlich, dass es nicht passiert“, sagt die heute 36-Jährige.

Da sie das Risiko kannte, nahm Annett Mitschke während der Schwangerschaft alle wichtigen Vorsorgeuntersuchungen wahr und sie informierte sich auch, wo sie Mila im Falle eines Falles die Welt bringen möchte. „Die Kinderklinik des Städtischen Klinikums Görlitz hatte damals schon einen sehr guten Ruf bei der Versorgung von Frühchen, deshalb wollte ich dorthin.“ Außerdem wusste sie, dass die Hebammen und Ärzte der Frauenklinik auf Risikoschwangerschaften spezialisiert waren.
„Auf diesen Schock hätte ich gern verzichtet“
Doch im Jahr 2014 geschah in der Kinderklinik des Görlitzer Klinikums selbst eine kleine Katastrophe. Denn eigentlich sollte das Gebäude der Klinik saniert werden. Alle freuten sich auf neue große Räume und viel bessere Bedingungen für Mütter und Kinder. Doch bei der Sanierung stellte die Bauaufsichtsbehörde statische Mängel fest, so dass das Gebäude geschlossen werden musste. „Ich hörte aus der Presse, dass niemand mehr dort aufgenommen werden würde. Auf diesen zusätzlichen Schock hätte ich gern verzichtet“, sagt Annett Mitschke rückblickend.

Doch sie hatte Glück im Unglück und Mila kam in Görlitz auf die Welt. „Die ganze Action rund um Milas Geburt war enorm aufregend und ich bin so froh, denn es ist alles gut gegangen.“
Angekommen und Aufgehoben
Von Anfang an fühlte sich Annett Mitschke in der Görlitzer Kinderklinik „angekommen und aufgehoben“. Sie erinnert sich, wie liebevoll und ruhig sich die Schwestern und Ärzte um Mila und um sie gekümmert haben. Mila hatte gute Chancen. „Wir haben fast sechs Wochen in der Görlitzer Kinderklinik gelebt“. Mila entwickelte sich hervorragend. Heute glaubt man kaum, dass sie ein Frühchen war. An diese intensive Anfangszeit in Milas leben erinnern sich Annett Mitschke, ihr Mann Udo und Bruder Timo (12) sehr gut. „Deshalb kommen wir jedes Jahr in die Kinderklinik und freuen uns, die bekannten Gesichter wieder zu sehen und zeigen zu können, wie gut es Mila heute geht. Das ist uns ein richtiges Bedürfnis geworden.“
Mila musst nach dem Frühstart einfach nur noch wachsen
Der Dank, sagt sie, kann nicht groß genug sein. „Ich weiß, wir haben Glück gehabt. Mila musste nach ihrem Frühstart einfach nur noch wachsen und ist heute kerngesund.“

Wenn Annett Mitschke in diesem Jahr die Kinderklinik besuchen wird, dann lernt sie das neue Frauen-Mutter-Kindzentrum kennen. Denn dieses entstand seit Milas Geburt im Jahr 2014 im Klinikum und wurde im Herbst 2020 in Betrieb genommen. „Ich bin neugierig und ich weiß auch, wie sehr sich die Schwestern und Ärzte nach den neuen Räumlichkeiten gesehnt haben. Große helle und schön gestaltete Räume helfen auch den Patienten, die Zeit ein bisschen besser zu überstehen. Wichtiger aber für mich sind die Menschen, die dort arbeiten und sich so engagiert und kompetent um uns und die anderen kümmern.“
„Projekt mit Herz“
Ihre Dankbarkeit drückte Annett Mitschke unter anderem auf einem besonderen Weg aus: Im Internet stieß sie auf das „Projekt mit HERZ“ und wusste sofort: Das ist was für die Görlitzer Kinderklinik! Organisatorin Julia erzählte ihr von den 20 Frauen, die in ihrer Freizeit unentgeltlich Kinderkleidung für Frühchen nähen. Derart kleine Sachen (Gr. 38-48) gibt es im normalen Handel kaum, deswegen ist diese ehrenamtliche Tätigkeit Gold wert. Auch für Kinder, die mit Sonden ernährt werden, werden Bodies, oder Halstücher mit Öffnungen für Tracheostoma (Beatmung über Luftröhre) angefertigt.
Über Anfragen von Eltern und Krankenhäusern freuen sich die Frauen immer. Deshalb versprach Julia, das Klinikum Görlitz Anfang 2021 zu beliefern. Fleißig wurde im Freundeskreis und auf Station gesammelt: Stoffreste, Garne, Kurzwaren usw. wurden an Julia verschickt, die das an ihre Näherinnen in ganz Deutschland verteilt hat. Auch Geld wurde zusammengetragen, um neue Waren zu kaufen. Wenn auch IHR das Projekt mit HERZ unterstützen möchtet, dann meldet Euch unter projektmitherz@gmx.de