Abschied vom Linearbeschleuniger

Nachrichten über die Anschaffung neuer und moderner Medizintechnik sind einfach: Man kann beschreiben, was das neue Gerät alles kann, worauf sich die Nutzer freuen können und wie es den Patienten hilft und das alles jetzt noch besser wird! Doch, dass es dabei auch immer eine andere Seite gibt, hat unser Chefarzt der Klinik für Innere Medizin III + Strahlentherapie, Dr. Rüdiger Karbaum, aufgeschrieben:

Konstantin Rönsch ist traurig. Nachdenklich schaut der Medizinphysikexperte, so seine offizielle Berufsbezeichnung, in ein kompliziertes Gewusel aus Kabeln, Schläuchen, Elektronik. „Das war mal unser Linearbeschleuniger, bis vor zwei Stunden haben wir hier noch gearbeitet. Zuletzt haben wir eine Patientin mit schlimmen Rückenschmerzen an einer Metastase in der Wirbelsäule bestrahlt, punktgenau.“

Medizinphysikexperte Konstantin Rönsch am halb abgebauten, alten Linearbeschleuniger. Foto: R. Karbaum

Währenddessen ist ein Siemens-Techniker damit beschäftigt, den Beschleuniger weiter in seine Einzelteile zu zerlegen. Auch er ist ein wenig betrübt, jahrelang hat er dieses Gerät betreut, repariert, auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten.

Jetzt muss er es abbauen – um Platz für einen neuen, hochmodernen Linearbeschleuniger zu schaffen. Dieser soll im Frühsommer das alte Gerät ersetzen und dann neben dem bisherigen Behandlungsspektrum auch neue Therapieverfahren ermöglichen.

Männer und Maschinen

Susanne Bergmann-Loitsch, die gemeinsam mit Konstantin Rönsch den Linearbeschleuniger des Klinikums betreut, muss ein wenig über die Sentimentalität der Männer lächeln. „Männer haben ganz sicher eine größere emotionale Bindung zu Maschinen und Technik als Frauen, das ist ja auch bei Autos so. Ich freue mich vor allem auf das neue Gerät mit seinen neuen Möglichkeiten.“ Das sieht ihr Kollege natürlich im Grunde genommen genauso. „Die nächste Zeit wird spannend und anstrengend werden. Diese Geräte sind unglaublich kompliziert, unzählige Vorschriften müssen eingehalten werden, das Zusammenspiel von Soft- und Hardware optimiert und überprüft werden.“

Teuer und Komplex: Strahlentherapie wird nur in wenigen Einrichtungen durchgeführt

Diese Komplexität, die sich auch auf die ärztliche Arbeit bezieht, ist neben den hohen Kosten einer der Gründe, warum Strahlentherapie nur in wenigen Einrichtungen durchgeführt wird. Mit der Investition in neue Technik schafft das Klinikum die Grundlage dafür, auf diesem sehr speziellen Gebiet der Medizin weiterhin modernste Behandlungen anbieten zu können.

Therapien sind während es Umbaus abgesichert

Aber wie wird in der Zwischenzeit sichergestellt, dass notwendige Therapien durchgeführt werden können? Hier gibt Konstantin Rönsch Entwarnung: „Da gibt es eine Lösung.“ Die strahlentherapeutische Praxis von Frau Dr. Kulke im gleichen Gebäude hat ebenfalls einen Linearbeschleuniger. Aufgrund des Kooperationsvertrages zwischen Praxis und Klinikum können in guter und bewährter Zusammenarbeit die Bestrahlungen jetzt alle dort durchgeführt werden, wodurch allerdings dann manche ambulante Behandlungen erst in den späten Abendstunden erfolgen können. Wenn später einmal der Praxis-Beschleuniger ersetzt wird, hilft das Klinikum dann aus.


Mit einem augenzwinkernden Seitenblick auf ihren Kollegen meint Frau Loitsch-Bergmann dann noch: „Ganz sicher wird Konstantin auch unseren neuen Linearbeschleuniger mögen. Ich glaube, er hat sich sogar schon einen Namen ausgedacht.“

Fakten

Und jetzt haben wir natürlich trotzdem noch ein paar Informationen zum neuen Linearbeschleuniger. Er kostet ca 1,9 Millionen Euro und wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Hinzu kommen 200.000 Euro für die notwendigen Umbaumaßnahmen. Geplant ist eine Umbaudauer von 4 Monaten. Patientenbehandlung ist durch die am Klinikum kooperierende Praxis von Frau Dr. Kulke abgesichert.

Mehr Informationen zu unserer Klinik: onkologie.klinikum-goerlitz.de