Im Krankenhaus liegen Leben und Tod oft nah beieinander. Wunderbar euphorisch kann die Geburtshilfe sein; berührend traurige Momente gibt es in der Palliativmedizin.
Wenn man nicht gerade in einem Krankenhaus arbeitet, gibt es nur einen einzigen wirklich erfreulichen Grund, überhaupt gern hinein zu gehen: Die Geburt eines Kindes. Ja, es tut weh, es ist anstrengend und ganz ehrlich: schön ist anders. Doch das Gefühl, Mama oder Papa geworden zu sein, ist überwältigend. Für den Start ins Leben gibt es in unserem neuen Frauen-Mutter-Kindzentrum wunderbare Bedingungen. Trotzdem: läuft alles gut, kann die Familie zügig nach Hause gehen und ihr Leben spielt sich ab jetzt hoffentlich nur noch außerhalb des Krankenhauses ab.
Die Hebammen, Ärztinnen und Ärzte unserer Geburtshilfe stehen beruflich ganz nah am Anfang des Lebens. Palliativmediziner:innen stehen am Ende.

Zugegeben, ich schreibe lieber über schöne Dinge, aber ich glaube, fast jeder hat sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, plötzlich unheilbar krank zu sein. Manchmal reicht es, sich kurz zu schütteln, um diese Vorstellung zu verwerfen. „Mir geht’s ja gut, was soll schon sein?“ Doch ab und zu beißt sich die Angst fest und das Gedankenkarussell kommt in Fahrt.
Für Menschen, die so eine Diagnose tatsächlich erhalten, stürzt eine Welt zusammen. Zu erfahren, dass trotz modernster Medizin keine Therapie hilft und dass die Lebenszeit begrenzt ist, muss furchtbar sein. Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte unserer Klinik für Onkologie, Hämatologie, Strahlentherapie und Palliativmedizin (kurz KOSP) sind über die Maßen mit solchen Schicksalen konfrontiert. Ich frage mich oft, wie sie das ertragen. Vielleicht muss man dafür geboren sein.
Ich habe Oberarzt Dr. Georgios Manolakis von unserer KOSP einmal bei einem Gespräch mit einer Patientin erlebt, die zum zweiten Mal an Krebs erkrankte. Sie war sehr verzweifelt. Dr. Manolakis schaffte es, ihr mit wenigen Worten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern – weil er ihr Mut machte, die Krankheit anzunehmen. Weil er ihr verständlich erklärte, dass es Möglichkeiten gibt, zu kämpfen. Und weil er ihr Therapien vorstellte, mit denen ihre Schmerzen und Beschwerden gelindert werden können, so dass es ihr nicht so schlecht geht.

Viele denken, Palliativmedizin ist Sterbemedizin. Doch es geht nicht nur darum, Patienten beim Sterben zu begleiten. „Heutzutage sind die Behandlungsmöglichkeiten so gut, dass Patienten mit ihrer Erkrankung oft länger leben und älter werden“, sagt Dr. Rüdiger Karbaum, Chefarzt der KOSP. Doch häufig gehen begleitende Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit, Angst, Atemnot und Unruhe damit einher. „Diese zu lindern, ist Ziel und Aufgabe unserer palliativen Versorgung“, so Dr. Karbaum weiter. Palliativmedizin sei lebensbejahend. Es werden nicht einfach nur Schmerzmittel gegeben. Eine kurzzeitige Bestrahlung schmerzhafter Knochenmetastasen könne manchmal die beste Schmerztherapie sein.
In der Klinik gehen Palliativmedizin und Palliativpflege Hand in Hand. Die Wünsche der Patienten und ihrer Angehörigen werden bei jedem Schritt berücksichtigt und respektiert. In der Praxis bedeutet das eine ganz individuell auf den einzelnen Patienten ausgerichtete Behandlung: Was tut ihm gut? Was möchte er? Was ist auch aus pflegerischer Sicht hilfreich und unterstützend? Das Recht auf Selbstbestimmung bleibt gewahrt. Wenn der Patient keinen Hunger hat, soll er nicht zum Essen gedrängt werden. Wenn er am Morgen ausschlafen möchte, wird das ermöglicht.
Wenn ich das Engagement und die Arbeit des KOSP-Teams aus meinem, gesunden Blickwinkel betrachte, dann vereint die Palliative Versorgung im Klinikum Zuwendung, Selbstbestimmung und Hochleistungsmedizin. So kann das meiner Ansicht nach nur dann funktionieren, wenn sich die Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte mit Leib und Seele der Betreuung von schwerkranken Menschen verschreiben. Dankbarkeit der Patient:innen und der Angehörigen ist oft Grund weiterzumachen und für Menschen am Lebensende da zu sein.
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