Brustkrebs. „Ich wollte es nicht wahr haben“

Agnieszka Zange erhielt kurz nach ihrem 50. Geburtstag die Diagnose Brustkrebs.

Der raspelkurze Flaum auf ihrem Kopf ist ihr fremd. Zart streicht sich Agnieszka Zange über ihre nachgewachsenen Haare, ein bisschen, als gehörten sie nicht wirklich zu ihr. „Ach, wissen Sie, diese Haarfarbe ist ganz anders. Die Chemotherapie hatte viele Nebenwirkungen, auch, dass ich meine Haare verlor. Eigentlich sind sie golden“, sagt sie. Ihr WhatsApp Profilfoto bestätigt das. Auf diesem lächelt Agnieszka – eine selbstbewusste Frau mit langen blonden Haaren und großen Augen – in die Kamera. Es ist ein Foto von vor dem 8. Februar 2023.

Agnieszka Zange kurz nach ihrer OP. Sie steht an einer der großen Pinken Schleifen im Klinikum Görlitz. Sie selbst hat Quadrate gestrickt.

An diesem 8. Februar, der Mittwoch nach ihrem 50. Geburtstag, stellte ihre Frauenärztin bei einer Routineuntersuchung eine Unregelmäßigkeit in Agnieszkas Brust fest. Bei der darauffolgenden Mammographie erhärtete sich der Verdacht, dass etwas nicht stimmte. „Es ging alles sehr schnell. Schon am Freitag wurde im Klinikum die Biopsie gemacht“, sagt sie. „Ich hatte die ganze Zeit über die Hoffnung, dass es gar nicht so schlimm ist.“

„Bloß kein Krebs!“

Während sie in der darauffolgenden Woche auf das Ergebnis der Gewebeprobe warten musste, ging sie daher auch ganz normal arbeiten, zumindest versuchte sie es. Denn im Hinterkopf stürmten Fragen auf sie ein: Wie wird wohl das Ergebnis sein? Sicher ist es was ganz Anderes. Bloß kein Krebs!

Mit der Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm ist, ging sie dann auch zu dem Termin, bei dem sie das Ergebnis der Gewebeuntersuchung erhalten sollte. „Schon als ich den Raum betrat, wusste ich, hier stimmt was nicht. Es waren so viele Menschen dort.“ Ihre Erinnerung an dieses Gespräch ist verschwommen. „Ich weiß nur, dass alle viel geredet haben. Sie waren sehr nett und einfühlsam. Aber am Ende mussten sie mir ja sagen, dass ich einen bösartigen Tumor habe. Der Chefarzt erklärte mir, was jetzt möglich ist und stellte mir die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten vor. Meine einzige Frage in diesem Moment war jedoch „Woher?“ Ich wollte wissen, warum ich? Niemand in ihrer Familie war zuvor an Krebs erkrankt. „Ich habe auch nicht ungesund oder riskant gelebt“, sagt sie. Doch eine Antwort auf ihre Frage kann ihr leider niemand geben. Dafür bekommt sie ausführliche Informationen, was die Medizin heute leisten kann, um den Krebs zu besiegen.

Chemotherapie in Intervallen

Zunächst schlagen die Ärzte eine Chemotherapie vor der Operation vor. Diese in der Fachsprache als neo-adjuvant bezeichneten Chemotherapien haben zum Beispiel das Ziel, größere Tumoren zu verkleinern, damit diese bei der Operation vollständig entfernt können und sie ermöglichen das Ansprechen auf die verabreichte Therapie zu beurteilen.

Die Verabreichung einer Chemotherapie erfolgt in bestimmten Intervallen – sogenannten Zyklen –, die von der Wahl des Medikaments abhängen. Die Zyklen bestehen aus Behandlungsphasen und Behandlungspausen. „Ich bekam vier große und danach 12 kleinere Chemotherapien“, sagt Agnieszka Zange. Während dieser Zeit hat sie eine kleine Leidenschaft für Handarbeit entwickelt und Stoffquadrate für die große „Pinke Schleife“ anlässlich des Brustkrebsmonats gestrickt.

Anfang Oktober konnte sie endlich operiert werden. Wenn Agnieszka über die vergangenen Monate spricht, erzählen vor allem auch ihre Augen. Das Schicksal hat ihr kräftig mitgespielt, denn sie musste nicht nur ihre eigene Krebserkrankung verkraften, sondern gleichzeitig durch andere Umstände auch den Verlust geliebter Menschen. „Es ist nichts mehr so, wie es vor der Diagnose war. Aber ich habe gekämpft und viel Kraft von meinem Mann und meiner Familie erhalten. Das hat mir sehr geholfen.“ Ihr Tumor und ihre befallenen Lymphknoten wurden vollständig entfernt. Jetzt ist sie wieder zuhause und schaut zuversichtlich in ihre Zukunft.

Brustkrebsaufklärung – Eine von Neun. Das Mammazentrum Ostsachsen informiert!

Wie wichtig Selbstvorsorge ist, darüber informiert das Mammazentrum Ostsachsen in vielen Veranstaltungen und auf der Homepage. Seit zehn Jahren führt es im #brustkrebsmonat #Oktober die Kampagne „Eine von Neun“ durch. Diese betont die Bedeutung der Achtsamkeit gegenüber der eigenen Gesundheit, dem eigenen Körper, den Brüsten, denn Selbstvor- und Selbstfürsorge kann zu einem zeitigen Erkennen von Brusterkrankungen führen. Dabei ist die Selbstuntersuchung der Brust eine wirksame Methode, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Das regelmäßige Abtasten und Beobachten der Brust ist die beste Vorsorgemaßnahme für Frauen jeden Alters. Das Mammographiescreening, das Frauen ab dem 50. Lebensjahr bis zum 70. Lebensjahr in Anspruch nehmen können, ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Früherkennung. Deshalb soll die Altersgrenze laut Beschluss des Bundesausschusses ab 1. Juli 2024 auf 75 Jahre angehoben werden.

Einladung zur Informationsveranstaltung:

Vortrag „Brustkrebs – Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten sowie Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“. Das Mammazentrum Ostsachsen informiert durch die Leiter und Chefärzte Dr. med. Steffen Handstein (Klinik für Plastische, rekonstruktive und Brustchirurgie) und Dr. med. Torsten Nadler (Frauenklinik). Datum: 25.10.2023, 17:30 Uhr: Ort: Konferenzzentrum des Klinikums

Ansprechpartnerin:
Manuela Böttcher
+49 3581 37-3203
E-Mail: mammazentrum@klinikum-goerlitz.de

mammazentrum.klinikum-goerlitz.de