Roboter-System kombiniert Wissen und Erfahrung mit höchster Präzision der Technik

Der Hightech-Roboter kommt ab sofort in der Klinik für Urologie zum Einsatz und unterstützt die Operateure z.B. bei Prostatakrebsoperationen. „Durch das robotergestützte System können wir noch präziser, schonender und risikoärmer operieren“, sagt Chefarzt Privatdozent Dr. habil. Vladimir Novotny. Er hat jahrelange Erfahrung und mehr als 580 mal roboterassistiert operiert. Seine Expertise kommt nun mit dem Hightech-Roboter den Patient:innen in Görlitz und der Lausitz zugute.

Da Vinci®-Operationssystem Foto: Paul Glaser

Mit Joystik und Kamera millimetergenau arbeiten

„Der Begriff Roboter ist dabei nicht ganz eindeutig. Vielmehr handelt es sich um ein roboter-assistiertes Operationssys-tem, das den Chirurgen nicht ersetzt, sondern ihn unterstützt. Es kombiniert das Wissen und die Erfahrung des Operateurs mit der höchsten Präzision der Technik“, sagt Dr. Novotny. Der Operateur sitzt dabei an der Arztkonsole – der Steuerungszentrale – von der aus er den Eingriff durchführt. Er sieht das Operationsfeld über eine Kamera, die zuvor über einen winzigen Schnitt eingeführt wird. Der Arzt steuert über zwei joystickartige Griffe die Greifarme des Roboters. Das OP-System überträgt jede Handbewegung in Echtzeit millimetergenau in kleinste, zitterfreie Schnitte. Der Operateur kann z.B. die Prostata und ggf. auch etwas umliegendes Gewebe sowie nahe gelegene Lymphknoten punktgenau entfernen.

Methode ist schonender, Narbenbildung ist geringer

Die Vorteile sind vielfältig: Die Methode ist schonender, weil sie minimalinvasiv (über kleinste Schnitte) durchgeführt wird. Das Infektionsrisiko sinkt, die Eingriffe sind weniger schmerzhaft und mit weniger Blutverlust verbunden. Auch die Narbenbildung ist geringer. Die Operateure profitieren von der hohen Präzision, da feinste Strukturen wie Nerven und Gefäße in hochauflösender Bildqualität angezeigt werden, von der maximalen Beweglichkeit der Instrumente und der zehnfachen Vergrößerung in 3-D. Zudem verkürzt der Medizinroboter durch die gleichbleibende Arbeitsleistung die Operationszeiten und verhindert durch Müdigkeit herbeigeführte Behandlungsfehler.

Mit steigender Lebenserwartung der Menschen nehmen auch Tumorerkrankungen zu

„Roboterassistierte Chirurgie gewinnt im Hinblick auf Qualitätsmerkmale moderner Operationen immer mehr an Bedeutung“, sagt Geschäftsführerin Ines Hofmann. Die Gesundheitsversorgung wird digital. Für die Region ist diese zukunftsorientierte Aufstellung des Klinikums ein absoluter Gewinn: Es steigert die Qualität in der Patientenversorgung sowie die Attraktivität für Fachkräfte. Die Anschaffung des OP-Robotersystems im Wert von 1,95 Millionen Euro wurde daher auch mit 1,74 Millionen Euro über Investitionsmittel des durch den Bund aufgesetzten Fördertopfs zur Finanzierung des Strukturwandels in der Lausitz mitfinanziert. „Wir haben das Know-how und die Ausstattung, um die durch den demografischen Wandel bedingte steigende Zahl an Patienten noch besser behandeln zu können“, sagt die Geschäftsführerin. Mit der steigenden Lebenserwartung der Menschen nehmen auch die Tumorerkrankungen zu.

Das Da Vinci®-Operationssystem kommt in der Urologie sowie perspektivisch auch in der Gynäkologie und Allgemeinchirurgie zum einsatz

Die Behandlung von Prostatakrebserkrankungen ist eines der Haupteinsatzgebiete des Systems, aber auch verschiedene Nierenoperationen sowie perspektivisch gynäkologische Operationen (Eingriffe an der Gebärmutter) und allgemeinchirurgische Eingriffe (z.B. Dickdarm) können künftig damit im Klinikum durchgeführt werden. Dafür werden bereits weitere Ärzt:innen der Kliniken um Herrn Chefarzt Dr. Novotny, Chefarzt Dr. Marco Krahl (Allgemeinchirurgie) und Chefarzt Dr. Torsten Nadler (Gynäkologie) intensiv ausgebildet. Sie absolvieren Kurse, Tests, Prüfungen, Simulatorentrainings sowie Hospitationen bei erfahrenen Kolleg:innen.

Hintergrund:
Da Vinci®-Operationssystem
– Weltweit gibt es über 6.900 Systeme (Stand 2022)
– In Europa: 1.200 (Stand 2022)
– In Sachsen: haben insgesamt mit dem Klinikum Görlitz sieben Krankenhäuser (mindestens) ein da Vinci®-Operationssystem: KH Dresden-Friedrichstadt Städtisches Klinikum (1 System); Universitätsklinikum Carl Gustav Carus (2), Sana Kliniken Leipziger Land (1), Helios Klinikum Aue (1), Zeisigwaldkliniken Bethanien (Chemnitz) (1), Universitätsklinikum Leipzig (2), Klinikum Görlitz (1)

Das System besteht aus 3 Teilen:
o Arztkonsole (Steuerungszentrale, von der aus die Operation durchgeführt wird)
o Patientenwagen (dient als Aufnahme für die Kamera und die vom Operateur gesteuerten chirurgischen Instrumente)
o Videosystemwagen (wickelt die Kommunikation zwischen allen Systemkomponenten ab und ist mit einem Bildschirm ausgestattet, auf dem das Pflegeteam die Operation mitverfolgen kann)

Vorteile:
o schonende Operationsmethode
o weniger Schmerzen
o weniger Wundheilungsstörungen
o weniger Blutverlust, weniger Transfusionen
o weniger Narben
o schnellere Genesung
o raschere Rückkehr zum ‚normalen Leben‘

Urologische Klinik des Städtischen Klinikums:
In der Urologischen Klinik des Klinikums werden sämtliche urologische Notfälle sowie Erkrankungen, Verletzungen und angeborene Fehlbildungen der Nieren, des Harnleiters, der Harnblase, der Harnröhre, der Prostata und der männlichen Genitale behandelt. Dafür setzt das Team der Klinik alle modernen konservativen, operativen und endoskopischen Verfahren ein. Die Abklärung von Potenz- und männlichen Fruchtbarkeitsstörungen gehört ebenso zum Behandlungsspektrum wie die minimalinvasive Steinbehandlung, große urologische Tumoroperationen bei Prostatakrebs, Harnblasenkrebs und Nierentumoren sowie Operationen durch die Harnröhre bei Harnblasen- und Prostataleiden mittels Videotechnik. Jährlich werden ca. 2.800 Patientinnen und Patienten stationär und ambulant behandelt.

Frauenklinik des Städtischen Klinikums Görlitz:
In der Frauenklinik des Klinikums werden Patientinnen mit allen Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane und der Brust behandelt Schwerpunkte sind dabei die operative und konservative Therapie von gut- und bösartigen Erkrankungen des Gebärmutterhalses, der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Brust. Brustkrebspatientinnen werden in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Plastische, rekonstruktive und Brustchirurgie im Mammazentrum Ostsachsen am Klinikum betreut.

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
Die Ärztinnen und Ärzte der Klinik behandeln im Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie gut- und bösartige Erkrankungen im Bauchraum, an Dick-, Dünn- und Enddarm, Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse sowie der Speiseröhre und der Schilddrüse. In der Gefäßchirurgie kümmern sich die Mediziner um die Folgen von durch Gefäßverkalkungen ent-standenen Erkrankungen sowie um angeborene und unfallbedingte Schädigungen der Gefäße.