
Brustkrebs ist kein Todesurteil mehr.
Verena K.* ist leidenschaftliche Köchin. Ende 2009 wunderte sie sich, dass sie so viel Gewicht verlor. „Eigentlich hätte bei meinen Beruf ja das Gegenteil passieren müssen“, sagt die heute 64-Jährige und schmunzelt. Sie vermutete zunächst ein Problem mit der Schilddrüse. Mit einem Arztbesuch wartete sie, denn es war um die Weihnachtszeit und sie wollte erst ihre beruflichen Verpflichtungen erfüllen. Doch dann ertastete sie im Januar 2010 einen Knoten in der rechten Brust. Kurz darauf erhielt sie im Alter von 50 Jahren die Diagnose Brustkrebs – ein Wendepunkt in ihrem Leben
Diagnostik und Therapie im Mammazentrum Ostsachsen
Im Mammazentrum Ostsachsen im Städtischen Klinikum Görlitz begann damals sofort die medizinische Versorgung. Nach eingehender Diagnostik und Beratung wurde der Tumor entfernt. Dafür wurde eine so genannte hauterhaltende Mastektomie durchgeführt – das heißt, dass die Brustdrüse entfernt wurde. Um aber die Brustkontur zu erhalten, wurde zugleich ein Implantat eingesetzt, das war durch Expertise im Mammazentrum damals bereits möglich.
Ganzheitliche Betreuung dank multidisziplinärem Ansatz
Das Mammazentrum Ostsachsen bietet seit seiner Gründung eine umfassende Betreuung dank eines multidisziplinären Ansatzes, der eine ganzheitliche Betreuung gewährleistet – von der Erstdiagnose über die operative Versorgung bis zur Nachsorge. Die enge Zusammenarbeit zwischen Spezialisten der Gynäkologie, Onkologie, Radiologie, Pathologie, Strahlentherapie und plastischen Chirurgie ermöglicht maßgeschneiderte Therapien, wie in Verena K.s Fall. So wird eine Vielzahl von Techniken angeboten, die über die brusterhaltende Therapie oder Amputation hinausgehen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Wiederherstellung der Brust in Bezug auf Form und Symmetrie. Wenn eine vollständige Entfernung der Brustdrüse erforderlich ist, kann ein Brustaufbau entweder mit Implantaten oder mikrochirurgisch durch Eigengewebstransplantation erfolgen. Diese modernen OP-Techniken tragen dazu bei, das Selbstwertgefühl der Patientinnen zu erhalten.
„Das war mir auch wichtig, denn ich wollte mich weiter als Frau fühlen“, sagt Verena K.
Rückschläge und Kampfgeist
„Vier Jahre lang hatte ich Ruhe“, sagt die Patientin. Bis der Krebs 2014 zurückkehrte – diesmal auf der linken Seite. „Der Krebs liebt mich“, kommentiert sie das heute. Ironie klingt mit. Den Ernst ihrer Situation hat sie nie aus den Augen verloren. Wieder kämpfte sie sich durch die Diagnose und die Therapie – eine brusterhaltende Operation, bei der nur der Tumor entfernt werden musste. Nach einer anschließenden Chemotherapie und Bestrahlung war zunächst wieder alles gut.
Sechs Jahre später, im Jahr 2020, wurde erneut ein Tumor entdeckt – diesmal unterhalb der rechten Brust. Auf ihren Wunsch hin wurde er nur lokal entfernt, eine vollständige Brustabnahme (med. ablatio mammae), bei der auch das Implantat und der Hautmantel entfernt werden würde, kam für Verena K. trotz der Diagnose nicht infrage. „Das wollte ich nicht. Ich hatte mich nun schon zehn Jahre mit meinem Krebs arrangiert, das musste doch auch anders gehen!“, erklärt sie ihre Entscheidung.
Erst als der Krebs 2023 erneut an der Stelle unterhalb der rechten Brust zurückkam (Lokalrezidiv), gab es keinen anderen Ausweg mehr und die Brust musste vollständig entfernt werden und mit ihr auch das Implantat.
Lungenmetastasen und Erhaltungstherapie
Parallel dazu kam im August 2020 erstmals der Verdacht auf Lungenmetastasen auf, der sich leider bestätigte. „Die Metastasen halten die Ärzte hier sehr gut in Schach“, sagt Verena K. Sie bekommt in der Onkologie des Städtischen Klinikums Görlitz eine systemische Therapie, eine so genannte „Erhaltungstherapie“, um eine Ausbreitung zu verhindern. Bis 2023 blieben die Metastasen stabil, doch im Februar dieses Jahres zeigten die Kontrollen Veränderungen, woraufhin die medikamentöse Therapie wieder angepasst wurde. Die Tumormerkmale waren immer verändert, wie durch die pathologischen Untersuchungen immer wieder festgestellt wurde.
Es trifft immer mehr jüngere Frauen
Trotz aller Herausforderungen bleibt Verena K. optimistisch. Kraft gibt ihr auch ihr tiefer Glaube. Sie kann in schwierigen Situationen scherzen, um sich selbst und andere aufzumuntern. „Es ist so wichtig, die Lebensfreude nicht zu verlieren.“ Das Mammazentrum Ostsachsen ist für sie seit 14 Jahren ein fester Anker. Sie hat die verschiedenen Umzüge des Zentrums auf dem Gelände des Klinikums miterlebt und viele Mitpatientinnen kennengelernt. „Es trifft immer mehr jüngere Frauen, das erschreckt mich“, sagt sie und betont die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen. In ihrer Familie sind viele Frauen an Brustkrebs erkrankt.
Mutmacherin für andere Frauen
Mit der Veröffentlichung ihrer eigenen Geschichte möchte sie andere ermutigen, aufmerksam zu bleiben, und die Vorsorgemöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. „Sie sollen auch wissen, dass die Diagnose Brustkrebs kein Todesurteil ist. Auch mit der Therapie kann man ein gutes Leben führen.“ Dem gesamten Mammateam und insbesondere der Station D1, ist sie zutiefst dankbar: „Die Ärzte und Pflegekräfte alle leisten hervorragende Arbeit. Hier wird man nicht nur medizinisch betreut, sondern auch menschlich aufgefangen.“
*Name auf Wunsch der Patientin geändert.
Veranstaltungstipp: Der Oktober ist internationaler Brustkrebsmonat. Am 16. Oktober 2024 lädt das Mammazentrum Ostsachsen am Städtischen Klinikum Görlitz ein zu einem Vortrag zum Thema: »Stärkung, Aufklärung und Unterstützung bei Brustkrebsoperationen«. Beginn: 17:30 Uhr
Ort: Konferenzzentrum des Klinikums, Girbigsdorfer Str. 1 – 3, 02828 Görlitz
Alles über unser Mammazentrum findet ihr hier: mammazentrum.klinikum-goerlitz.de
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