

Dr. Wolfgang Wilke leitete 24 Jahre die Klinik für Innere Medizin im Klinikum Görlitz. Jetzt beginnt sein Ruhestand. Mit Ruhe wird das aber nichts zu tun haben – Ein Porträt.
Dr. Wolfgang Wilke ist ein groß gewachsener Mann mit freundlichen Augen und tiefer Stimme. Seine Körpersprache und seine Mimik strahlen Besonnenheit aus. Kaum vorstellbar, dass ihn jemals irgendetwas aus der Ruhe bringen könnte. Das ist mit Sicherheit eine gute Voraussetzung, um Arzt zu sein und über mehr als zwei Jahrzehnte lang erfolgreich eine große Klinik zu leiten. Jetzt, kurz vor seinem 63. Geburtstag, verlässt er das Klinikum in Richtung Ruhestand. Mehrere tausend Patienten hat Dr. Wilke behandelt, über 50 Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin und mindestens 30 Ärztinnen und Ärzte in Subspezialisierungen ausgebildet.
Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie, Pulmologie und Intensivmedizin gehören zum Leistungsspektrum der Inneren Medizin. Die Ärzte und Pflegefachkräfte kümmern sich also um Patienten mit Magen-, Herz-, Nieren- und Lungenleiden. 1980 war Dr. Wilke das erste Mal hier im Klinikum tätig. „Damals habe ich während meines Medizinstudiums in Berlin und Dresden in Görlitz meine Pflichtassistenz absolviert“, erinnert er sich. Nach der Armeezeit begann er am 1. Dezember 1983 in der ersten Medizinischen Klinik (bekannt als „erste Med“) als Assistenzarzt. „Dr. Zenker war ein hervorragender Chef, der uns unheimlich gefördert hat. Er schuf uns Platz, aber arbeiten durften und mussten wir selbst“, sagt Dr. Wilke und schmunzelt. Von Anfang an erhielt er die Möglichkeit, in Spezialgebieten zu arbeiten und sagt heute, dass er eine erstklassige Ausbildung genossen hat. Die Endoskopie wurde dabei zu Dr. Wilkes „Steckenpferd“. Bis Mitte der 90er Jahre hatte das Görlitzer Klinikum auf diesem Gebiet gewissermaßen eine Monopolstellung. Die nächste Möglichkeit dieser diagnostischen und therapeutischen Eingriffe gab es damals erst in Dresden oder Cottbus. „Wir verfügten bereits vor der politischen Wende über eine sehr gute Ausstattung im Bereich Ultraschall und Endoskopie“, sagt Dr. Wilke, der dieses hohe Niveau über die Jahre ausgebaut und weiterentwickelt hat. „Uns standen schon damals nahezu alle wirklich wichtigen Untersuchungsmöglichkeiten hier am Haus zur Verfügung.“
Sein Stolz ist unüberhörbar, wenn der Mediziner darüber spricht. „Diese Entwicklung betraf nicht nur die Innere Klinik sondern das gesamte Krankenhaus. Das – so betont er – ist immer schon und auch noch heute der große Vorteil des Klinikums: „Wir haben alle Fachrichtungen hier an einem Standort. Ein Patient mit unklarer Fragestellung kann in alle Richtungen untersucht und dann entsprechend behandelt werden.“ Wenn Dr. Wilke seinen Arbeitsplatz betrachtet, dann lobt er die fachliche und personelle Besetzung, die technische Ausstattung und die gute Kooperation mit den anderen Kliniken und niedergelassenen Partnern. „Im Klinikum Görlitz habe ich immer ein ausgesprochen kollegiales Miteinander erlebt und zwar auf allen Ebenen und zwischen allen Berufsgruppen. Ich weiß, dass mich Kollegen aus anderen Krankenhäusern darum beneidet haben.“
Dankbar ist er für die Zeit. Seine Frau, die ebenso lange wie er, aber als niedergelassene Hausärztin praktiziert, übergibt in wenigen Monaten ihre Praxis an einen Nachfolger. „Dass wir beide Ärzte sind, hat den Vorteil, dass wir über die vielen Jahre hinweg immer Verständnis für die Arbeit des anderen hatten.“ Beide sind gern Ärzte und beide freuen sich jetzt auf den nächsten Abschnitt, auf die Zeit mit den schon großen Kindern, von denen eines in Schweden lebt und eines aus den alten Bundesländern wieder in die Heimat zurückkehrt. Da sind Wilkes als Großeltern gefragt. Sie werden sich ihren Hobbys widmen: Kultur und Geschichte. Ganz oben auf der Liste steht das Verreisen. „Das geht nun endlich unabhängig von Dienstplänen und Quartalsenden“, sagt Dr. Wilke. Ein Besuch Israels ist derzeit der größte Wunsch.
Dr. Wilke hat nach Bekanntgabe seines Rücktritts gemeinsam mit der Krankenhausleitung eine strategische Neuausrichtung des Fachbereichs erarbeitet. Im Rahmen dieser wurde die Geriatrie als eigenständige Klinik aus der Inneren Medizin herausgelöst und Dr. Stefan Zeller zum Chefarzt berufen. Für die Chefarztbesetzung des zweiten großen Teilbereichs, der „Medizinischen Klinik“ hat das Klinikum ebenfalls einen Nachfolger gefunden und wird ihn zu gegebenem Zeitpunkt vorstellen. Bis dahin wird Dr. Wilke in seiner Klinik bestimmte hochspezialisierte Eingriffe weiterhin durchführen. Für alle anderen Aufgaben verlässt er sich voll und ganz auf das von ihm geprägte und entwickelte, hervorragende Ärzteteam.